Häusliche Gewalt: Ursachen, Fakten, Folgen

Häusliche Gewalt bezeichnet Gewalttaten zwischen Menschen, die in einer häuslichen Gemeinschaft (z.B. Ehe, Lebenspartnerschaft, Beziehung) leben oder lebten.

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Häusliche Gewalt bezeichnet Gewalttaten zwischen Menschen, die in einer häuslichen Gemeinschaft leben oder lebten.

Dazu gehören Beziehungsformen wie beispielsweise die Ehe, Lebenspartner*innenschaft sowie intime oder innerfamiliäre Beziehungen. Häusliche Gewalt hat unterschiedliche Gewaltformen – sie haben jedoch gemeinsam, dass sie alle umfassend auf Macht und Kontrolle zielen. Gewalt innerhalb Paarbeziehungen ist die häufigste Form der Häuslichen Gewalt.

Gewalt innerhalb Paarbeziehungen ist die häufigste Form der Häuslichen Gewalt.

​​Häusliche Gewalt wird meist mit heterosexuellen Beziehungen sowie einer klaren, tradierten Rollenverteilung verbunden, da Frauen statistisch eine hohe Betroffenheit aufweisen (jeden 3. Tag ereignet sich ein Femizid/ Feminizid in Deutschland): Studien belegen zudem allerdings eine hohe Betroffenheit von Diskriminierung und sexualisierter Gewalt von LSBTIQA* Personen (vgl. Franzen & Sauer 2010; Kruber et al. 2021) – doch auch Männer können von den Gewalttaten ihrer Partner*innen betroffen sein. 

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Kinder als Betroffene

Leben minderjährige Kinder im Haushalt, sind diese immer mitbetroffen! Entweder sind sie direkt betroffen, wenn ihnen durch ein Familien- oder Haushaltsmitglied Gewalt angetan (Kindesmisshandlung/Kindesmissbrauch) wird oder in indirekter Form, wenn sie Gewalttaten als Zeug*innen miterleben müssen. Längst ist wissenschaftlich belegt, dass in der Familie miterlebte Gewalt negative Auswirkungen auf die Entwicklung eines Kindes haben kann. In diesem Zusammenhang sollte bei der Entscheidung über den Umgang das Wiederholungsrisiko sowie Gefahren für die Entwicklung wegen andauernder Angst, Bedrohung oder Ausübung von Kontrolle zusätzlich und vorrangig zu den üblichen Faktoren in die Entscheidung miteinbezogen werden. Das schreibt auch Art. 31 der Istanbul-Konvention vor: der Staat hat sicherzustellen, dass „die Ausübung des Besuchs- oder Sorgerechts nicht die Rechte und die Sicherheit des Opfers oder der Kinder gefährdet“ (Opferschutz vor dem Umgangsrecht). 
Gewaltbetroffene Personen und Kinder können Zuflucht in Frauen- und Kinderschutzeinrichtungen finden. Unabhängig vom Geschlecht kann sich jede*r Betroffene in den Interventions- und Koordinierungsstellen beraten lassen.

Formen der Gewalt

Häusliche Gewalt umfasst unterschiedliche Gewaltmuster und Gewaltformen. Hier findest du eine Übersicht.

Hinweis: Häusliche Gewalt geschieht fast niemals in einer einzigen Form. Gegen die Betroffenen wird auf verschiedenen Ebenen Macht und Kontrolle ausgeübt. Die unterschiedlichen Gewaltformen ergänzen und verstärken sich und stabilisieren die Gewaltverhältnisse. Das dient zur Machtsicherung der Täter*innen. Außerdem ist Häusliche Gewalt in vielen Fällen kein einmaliges Ereignis.

Körperliche Gewalt (physische Gewalt)

… richtet sich gegen die körperliche Unversehrtheit eines anderen Menschen. Dazu zählen Stoßen, Boxen, Würgen, Ohrfeigen, Treten, mit Gegenständen werfen, das Überschütten mit Flüssigkeiten, an den Haaren ziehen, festes Zupacken, Schlagen, mit Zigaretten verbrennen, mit dem Kopf gegen die Wand schlagen, Angriffe mit einem Gegenstand (Messer, Gürtel etc.) etc. Körperliche Gewalt kann zum Tod führen.

Psychische Gewalt

… zeigt sich in einem breiten Spektrum von Handlungsweisen, die alle dem Ziel dienen, das Selbstwertgefühl der Betroffenen zu beeinträchtigen. Dazu gehören Beleidigung und Demütigung, Verleumdung, Diskreditierung, Herabminderung, Missachtung, Abwertung, Eifersucht, Herunterspielen ausgeübter körperlicher Gewalt, Schreien, Isolation oder das Zerstören wertvoller persönlicher Dinge.

Sexualisierte Gewalt

… bezeichnet alle sexuellen Handlungen, die gegen den Willen der Betroffenen geschehen. Dazu zählen sexuelle Belästigung, (versuchte) Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, sowie alle weiteren Formen sexueller Bedrohung. 

Soziale Gewalt

grenzt Betroffene von ihrer jeweiligen Umwelt ab, indem der Kontakt zu Verwandten, Freunden und Bekannten, sowie Freizeitaktivitäten unterbunden oder verboten werden. Ziel ist ein maximal mögliches Maß an Macht, Einfluss und Kontrolle zu erreichen, indem Betroffene weitestgehend isoliert und abhängig werden.

Ökonomische Gewalt

führt zur finanziellen Abhängigkeit der Betroffenen. Der Zugang zum Geld wird verweigert bzw. Geld wird zugeteilt oder auch als Mittel zur Belohnung und Bestrafung eingesetzt.

Belästigung und Nachstellung (Stalking)

… bezeichnet häufige und unerwünschte Anrufe, SMS, Briefe, E-Mails, Faxe, unerwünschte Bestellungen auf den Namen der Betroffenen, ständiges Beobachten und Verfolgen, anhaltende Beschimpfungen und Bedrohungen, das Hinterlassen unerwünschter Nachrichten oder die Kontaktaufnahme über Dritte. Diese Form der Gewalt wird häufig von Ex-Partner*innen ausgeübt, welche eine Trennung nicht akzeptieren wollen. Es kann aber auch sein, dass die Betroffenen und die Täter in keinerlei Beziehung zueinander stehen. (Stalkingparagraph)

Digitale Gewalt 

… umfasst einerseits Formen von Gewalt, die mittels digitaler Medien und technischer Hilfsmittel wie Smartphones, Handys, Laptops, Computer oder Überwachungsgeräte ausgeübt werden. Andererseits bezeichnet digitale Gewalt auch jegliche Gewalt, die im Internet stattfindet, wie zum Beispiel auf sozialen Plattformen (Facebook, Twitter, Instagram etc.) oder auf Online-Portalen. Digitale Gewalt kann sich unterschiedlich äußern, bspw. in Online-Mobbing, Online-Stalking, Hassrede, Verbreitung digitaler Aufnahmen ohne Zustimmung sowie Identitätsmissbrauch und -diebstahl.

Geschlechtsspezifische Gewalt

…bezieht sich auf jede Art von Gewalt, die Menschen aufgrund ihres (gelesenen) Geschlechts erfahren, insbesondere Frauen, Mädchen und queere Menschen. Es umfasst verschiedene Formen von körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt, wie zum Beispiel häusliche Gewalt, sexuelle Übergriffe, Vergewaltigung, Zwangsheirat und Belästigung. Diese Gewalt tritt aufgrund von Ungleichheiten und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts in unserer patriarchalen Gesellschaft auf und hat ernsthafte Auswirkungen auf die körperliche, emotionale und psychische Gesundheit der Betroffenen. Es ist wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um geschlechtsspezifische Gewalt zu bekämpfen und eine gleichberechtigte und sichere Gesellschaft für alle zu schaffen.

Folgen der Gewalt

Häusliche Gewalt hinterlässt deutliche, unmittelbare körperliche, psychische sowie soziale Spuren. Um welche Folgen es geht, kann an dieser Stelle nachgelesen werden.

Physische (körperliche) Auswirkungen:

Oft werden die Folgen von Häuslicher Gewalt durch körperliche Verletzungen, die unter Umständen dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigungen mit sich bringen, sichtbar. Hämatome, Prellungen, Schürf- und Kratzwunden, Knochenbrüche sowie innere Verletzungen können durch Gewaltanwendungen entstehen.

Psychische (seelische) Auswirkungen:

Auch die Psyche leidet bei jeder Form der Gewaltanwendung. Psychosomatische Störungen wie Nervosität, Konzentrationsschwäche, verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, ständige Anspannung und Gereiztheit sind Folgen des Stresses, unter dem die Betroffenen Häuslicher Gewalt stehen. Dauerhafte Angstzustände, Schlafstörungen, extreme Gefühlsaufwallungen (bspw. Weinkrämpfe) Depressionen und zwanghafte Verhaltensweisen bis hin zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung sind weitere von vielen möglichen posttraumatischen Symptomen. Zudem kann es zu gesundheitsgefährdeten Bewältigungsstrategien wie bspw. Suchtmittelmissbrauch kommen. Vielen Betroffenen fällt es zunehmend schwer, normale Alltagshandlungen zu bewältigen.

(Psycho)somatische Auswirkungen:

Darunter zählen Kopfschmerzen, Magengeschwüre, Verdauungsprobleme, Verspannungen, Rückenprobleme.

Soziale Auswirkungen:

Aufgrund der Tabuisierung des Themas Häuslicher Gewalt kann es Stigmatisierung und als deren Folge soziale Isolation kommen. Soziale Auswirkungen können vielfältig sein – z.B. kann es zu finanziellen Schwierigkeiten kommen oder es kann aufenthaltsrechtliche Folgen geben.

Auswirkungen häuslicher Gewalt = Anzeichen für häusliche Gewalt

Es gibt diverse Anzeichen für häusliche Gewalt – für Angehörige bedeutet das: Aufmerksam sein und Hilfe anbieten.

Es fällt Betroffenen meist schwer, sich aus diesen gewaltbelasteten Beziehungen zu lösen. Oft hilft es aber sehr, wenn die Anzeichen für Gewalt erkannt werden und die Betroffenen Verständnis und Unterstützung aus ihrem Umfeld erfahren.

Wenn Angehörige vermuten, dass eine Person aus ihrem Umfeld von häuslicher Gewalt betroffen sein könnte, ist es also wichtig seine Hilfsbereitschaft und Unterstützung zu signalisieren – z.B.  sensibel und verständnisvoll nachgefragt wird („Kann es sein, dass …?“). Dabei ist das Wichtigste: Betroffenen Gehör zu schenken, sie ernst zu nehmen und ihnen zu glauben. Es können ihnen Hilfsmöglichkeiten aufgezeigt und Angebote gemacht werden – z.B. sie zu begleiten und zu unterstützen. Dabei ist es allerdings wichtig zu bedenken, dass es nicht einfach ist, sich aus einer gewalttätigen Beziehung zu lösen. 

Verhalten bei Gewalt 

Wenn Schutz und Unterstützung gesucht wird, gibt es hier eine Übersicht über die Unterstützungs- und Hilfsangebote in Sachsen. Die Frauenhäuser sind meist rund um die Uhr erreichbar. Sie bieten gewaltbetroffenen Frauen, queeren Personen und Kindern eine sichere Unterkunft, Beratung und Unterstützung.

Es kann sich auch an das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ gewandt werden. Die Telefonnummer „116 016“ ist rund um die Uhr besetzt, kostenlos, mehrsprachig und weitestgehend barrierefrei erreichbar.

Weitere telefonische Hilfsangebote bei (häuslicher) Gewalt:

Spuren vermeiden

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